Unternehmen müssen ihr Innovationsgen zeigen

Unternehmen müssen ihr Innovationsgen zeigen
Foto von julien Tromeur auf Unsplash

Offenburg, 23.01.2023

Lokale Technologien der künstlichen Intelligenz sind weiter auf dem Vormarsch und könnten 2023 einen neuen Spitzenrekord erreichen. Im Interview mit Markt & Technik sprechen wir mit Viacheslaw Gromov über aktuelle Trends und geben technische Einblicke.

M&T: Die Energiekrise wird uns wohl auch 2023 beschäftigen. KI benötigt viele Rechenressourcen, also viel Energie. Wie lässt sich Embedded-KI energieeffizient implementieren?

VG: Das Image der KI, die viel Energie verbraucht, geht auf den Einsatz großer Server, der Cloud oder auf lokale PC-Systeme zurück. Bei Embedded-KI-Systemen ist das jedoch nicht der Fall. Sie basieren von Natur aus auf wenigen Ressourcen – angefangen bei der Rechenleistung und dem Speicher bis hin zur Leistungsaufnahme. In der Rechnertechnik misst man die Energieeffizienz an der Rechenleistung, also Befehlssatz und Parallelisierung pro Takt in Relation zur Leistungsaufnahme. Die Energieeffizienz wird sich 2023 durch die stetige Optimierung der Halbleiter mit Neural Processing Units (NPUs) weiter verbessern. Hinzu kommt der Trend der Dezentralisierung: Die Nutzung vieler kleiner dezentraler und intelligenter Komponenten anstelle einer zentralen Verarbeitung wird zunehmen.

M&T: Wie kann KI endlich von der Forschung flächendeckend in die Anwendung gelangen? Welche Schritte sind dazu in deutschen Unternehmen nötig?

VG: Der Forschungstransfer in Deutschland ist ein Problem. Nichtsdestotrotz gibt es firmeninterne Forschungen und Vorentwicklungen, die KI-Themen langfristig verfolgen. Zum einen muss der Wille zur Umsetzung vorhanden sein. Zum anderen offenbar auch der Krisendruck – wie wir aktuell branchenübergreifend feststellen. Steigt der Druck, bekommt die Forschung wieder eine höhere Priorität, während andere Market-Player dagegen in angsterfüllte Lethargie verfallen. Ich sehe eine Mentalitätsspaltung bei deutschen Unternehmen. Jedoch besitzen viele hierzulande immer noch das Innovationsgen, das sie jetzt wieder im großen Stil ausspielen müssen.

M&T: Derzeit ist zu sehen, dass Hardware as a Service (HaaS) zunehmend bedeutend wird. Was verstehen Sie darunter und in welchen Bereichen wird HaaS zum Einsatz kommen?

VG: Erste Unternehmen setzen bereits HaaS ein. Aufgrund des globalen Systemwettbewerbs – besonders in der Krise – gewinnen Hersteller aufgrund von Inflation und Problemen der Lieferkette nicht mehr im direkten Stückpreis-Wettbewerb. Aus dem Grund besinnen sie sich mehr und mehr auf Kundenorientierung und Service: Leasing-, Abo- und Full-Service-Geschäftsmodelle sind eine konstante Umsatzquelle mit niedriger Kunden-Einstiegbarriere. Im Produkt integrierte Predictive Maintenance ist aufgrund seiner niedrigen Einmalkosten statt der Cloud-Dauerrechnung deshalb hoch im Kurs. So verhindert man planbare Service-Ausfallzeiten und vermindert gleichzeitig den Regelservice oder kann ihn sogar komplett wegfallen lassen. Prädestiniert für HaaS sind dabei die Bereiche Maschinenbau, Medizin und Automotive, gerade wenn es um margensensitive oder besonders preisintensive Produktbereiche geht.

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